Am 13. Juni 2024 fand in Eberswalde eine bedeutende Stolpersteinverlegung statt. Seit der ersten Verlegung im Jahr 2004 wurden an diesem Tag 19 Stolpersteine erstmals im Beisein von Angehörigen der Opfer gesetzt.

Die Vorbereitung und Durchführung dieses wichtigen Ereignisses war ein gemeinsames Projekt der Initiative AL TISHKACH, des Humboldt-Gymnasiums und der Stadt Eberswalde.

Ehemalige Schüler unserer Schule, Maximilian Kroiher und Aljoscha von Dziegeliewski hatten im Rahmen ihrer Seminararbeit im Jahr 2021 die Übernahme der Patenschaft für Stolpersteine dreier ehemaliger jüdischer Schüler des Wilhelmsgymnasiums, unserer Vorgängerschule, initiiert. Schülerinnen und Schüler verschiedener Jahrgänge unserer Schule haben sich in den letzten sechs Monaten intensiv und beinahe wöchentlich in ihrer Freizeit getroffen, um die Biografien der insgesamt 19 geehrten Personen zu erarbeiten, ins Englische zu übersetzen und zweisprachig im Rahmen der offiziellen Verlegezeremonie vorzutragen. Begleitet und unterstützt wurden sie dabei von Frau Jeschke.

Die Verlegung der Stolpersteine war insbesondere für die Angehörigen ein bewegender Moment, der von den sorgfältig vorgetragenen Biografien der Opfer untermalt wurde. Diese zweisprachigen Beiträge zeugten nicht nur von der hohen Sprachkompetenz der Schülerinnen und Schüler, sondern auch von ihrem tiefen Verständnis und Mitgefühl für die Schicksale der Betroffenen. Am Abend desselben Tages fand anlässlich der Übernahme der Patenschaft für die Stolpersteine von Lothar Glass sowie Bernhard und Eduard Löwenthal eine bewegende Veranstaltung statt, bei der die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 11 unter der kompetenten und tatkräftigen Leitung von Frau Sylvester ein eindrucksvolles Programm präsentierten. Dieses bestand aus einer szenischen Lesung und musikalischen Beiträgen, die das Publikum sichtlich berührten und zum Nachdenken anregten.

Ein weiterer Höhepunkt des Abends war der wachrüttelnde Poetry-Slam von Alma Röser aus der Jahrgangsstufe 12, der die Zuhörer nachhaltig beeindruckte. Besonders hervorzuheben ist auch der Beitrag der 12 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 5, die in einem Gedicht die Stärke von Freundschaft bilingual präsentierten. Ihre Worte, vorgetragen in zwei Sprachen, zeigten eindrucksvoll, wie wichtig und wertvoll Freundschaft und Zusammenhalt gerade in schwierigen Zeiten sind.

Die eindrücklichen Gespräche mit den internationalen Gästen und der Einsatz unserer Schülerinnen und Schüler haben gezeigt, was „Gemeinsam erinnern. Verantwortung leben.“ bedeuten kann.

Parallel zur Auftaktveranstaltung wurden zwei Ausstellungen im Schulhaus eröffnet. Frau Leonhard hat anlässlich des diesjährigen Anne Frank-Tages unter dem Motto „Der Geschichte auf der Spur“ eine Ausstellung des Anne Frank Zentrums in unsere Schule geholt. Frau Thun hat ausgehend von den Biografien mit den Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 10 ein Kunstprojekt durchgeführt. Die Ergebnisse werden im Foyer ausgestellt.

Dieser Tag war nicht nur ein Gedenken an die Vergangenheit, sondern auch ein Zeichen der Hoffnung unserer jungen Generation für eine bessere Zukunft. Die Schülerinnen und Schüler haben durch ihre intensive Arbeit und ihre beeindruckenden Beiträge gezeigt, dass das Erinnern und das Lernen aus der Geschichte lebendig und relevant bleiben. All die unterschiedlichen Beiträge sind erste Meilensteine und zugleich Startpunkte für die Übernahme unserer Patenschaft sowie ein Ausdruck des Potentials des gemeinschaftlichen Engagements und der kulturellen Bildung an unserer Schule.

Wir danken allen Beteiligten für ihre herausragende Arbeit und ihr Engagement, das diesen Tag zu einem unvergesslichen und bleibenden Erlebnis gemacht hat. Ein besonderer Dank gilt Ellen Grünwald von der Initiative „AL TISHKACH“ für ihre außerordentliche und unermüdliche Unterstützung sowie den Familien der Opfer für die wertvollen und bewegenden Gespräche und die Bereitschaft, ihre Geschichten mit uns zu teilen.

Wir hoffen, dass die gemeinsamen Erfahrungen einen Anstoß für weitere Zusammenarbeit bieten, um dem Motto „Gemeinsam Erinnern. Verantwortung leben.“ gerecht zu werden.

 

Doreen Klitzke, FKL Geschichte und Gesamtkoordination des Projektes